Was macht agile Methoden und Leadership so spannend und wie können sie den Finance-Bereich transformieren? In dieser Folge des “Frau Führt Talks” spreche ich, Iris Middelhove, mit Pia Burkarth, die seit kurzem Abteilungsleiterin für Kostencontrolling ist. Pia hat über 10 Jahre Erfahrung im Finanzwesen, insbesondere in den Bereichen Finance Transformation, Group Controlling, Projekt- und Change Management sowie BI-Consulting. Sie ist zudem als Referentin auf Konferenzen und als Gastdozentin tätig und engagiert sich in der International Association of Controllers (ICV). In dieser Folge teilt sie ihre Expertise zu agilen Methoden und Leadership und gibt Einblicke, wie sie diese in ihrer neuen Rolle erfolgreich umsetzt.
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Warum Pia Agilität so spannend findet
Empowerment und Coaching im Team
Das Spannende an Agilität liegt für Pia darin, dass sie eine dynamische und flexible Arbeitsweise ermöglicht. In ihrer neuen Position legt sie großen Wert auf Empowerment, indem sie viel Verantwortung und Eigenverantwortung an ihre Teams überträgt. Statt als traditionelle Führungskraft agiert sie mehr als Sparringspartnerin und Coach. Pia erklärt:
„Im agilen Umfeld hat Leadership oder Führung eine ganz andere Rolle. Es geht viel darum, Empowerment zu schaffen, also dass ich die Verantwortung des Themas und Eigenverantwortung der Arbeitsweise in die Teams abgebe und eher als Sparringspartner und Coach agiere. Das finde ich einfach sehr, sehr spannend, weil der Mensch im Mittelpunkt steht und wir gemeinsam an Themen arbeiten und so unsere Ziele dann auch schlussendlich erreichen.“
Durch diese Herangehensweise fördert sie nicht nur die individuellen Stärken der Teammitglieder, sondern schafft auch ein Arbeitsklima, in dem gemeinsam an Lösungen gearbeitet wird.
Cynefin-Modell und agile Methoden
Wie entscheidet man, welche Methode die richtige für eine Aufgabe ist? Pia nutzt das Cynefin-Modell, um diese Frage zu beantworten. Das Modell teilt Aufgaben in vier Quadranten ein und hilft dabei, die passende Arbeitsweise zu bestimmen.
- Einfach: Sind die Aufgaben leicht verständlich und können nach einer Checkliste abgearbeitet werden?
- Kompliziert: Kennt man die Ursachen-Wirkungszusammenhänge und kann die Aufgaben klar planen?
- Komplex: Gibt es viele Unbekannte und muss man sich Schritt für Schritt zum Ziel vorarbeiten?
- Chaotisch: Sind die Parameter so ungewiss, dass man viel mit Trial-and-Error arbeiten muss?
Pia erklärt:
„Im komplizierten Bereich weiß ich, dass eine bestimmte Aktivität eine klar vorhersehbare Wirkung hat. Beispielsweise in der Budget-Planung kann ich den Prozess gut durchplanen. Im komplexen Bereich hingegen habe ich viele Unbekannte. Zum Beispiel bei der Implementierung eines neuen Tools kenne ich das Endziel, aber viele Details sind am Anfang unklar und müssen während des Projekts flexibel angepasst werden.“
Führung im agilen Kontext
Positive Haltung und Feedbackkultur
Was braucht es, um im agilen Umfeld erfolgreich zu führen? Ein entscheidender Faktor ist die positive Haltung gegenüber Herausforderungen und Veränderungen. Statt Schwierigkeiten als Hindernisse zu sehen, werden sie als Chancen für Wachstum und Verbesserung betrachtet.
Regelmäßiges Feedback und Selbstreflexion sind essentiell für kontinuierliche Verbesserung. Im agilen Umfeld ist es wichtig, offen für konstruktive Kritik zu sein und diese als Möglichkeit zu sehen, sich und seine Arbeitsweise weiterzuentwickeln. Wie oft reflektierst du über deine Arbeit und holst dir Feedback ein? Ist dies auch schon ein integraler Bestandteil deines Führungsstils?
Darüber hinaus ist es entscheidend, vom Erfolg anderer inspiriert zu werden und nicht in Neid zu verfallen. Wie oft lässt du dich vom Erfolg anderer motivieren? Diese Haltung fördert ein kooperatives Arbeitsklima, in dem alle gemeinsam wachsen können. Zusammenarbeit und der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus sind weitere Schlüsselelemente einer erfolgreichen agilen Führung. Es geht nicht nur darum, die eigenen Aufgaben zu erledigen, sondern auch zu verstehen, wie diese in den größeren Kontext passen und welche Auswirkungen sie auf andere Bereiche haben.
Transformation und menschliche Herausforderungen
Die Umstellung auf agile Methoden im Finance-Bereich ist eine komplexe Aufgabe, die nicht nur neue Arbeitsmethoden, sondern auch einen tiefgreifenden kulturellen Wandel erfordert. Pia beschreibt, dass ihre Abteilung sich mitten in einer agilen Transformation befindet. Einige Unternehmensbereiche sind bereits agil, während andere noch traditionelle Arbeitsweisen nutzen. Diese unterschiedlichen Prozesse müssen nun miteinander verbunden werden.
Ein zentrales Element dieser Transformation ist das schon genannte agile Mindset, das Flexibilität und Offenheit für Veränderungen erfordert. Besonders im Finance-Bereich, der traditionell auf Stabilität und Sicherheit ausgerichtet ist, stellt diese Umstellung eine große Herausforderung dar. Viele Mitarbeitende haben ein hohes Sicherheitsbedürfnis und finden es schwierig, bestehende Strukturen loszulassen.
Pia betont, dass die Transformation nicht nur technischer Natur ist, sondern vor allem einen kulturellen Wandel bedeutet. Es ist notwendig, neue Denkweisen zu etablieren und Mitarbeitende auf diesem Weg mitzunehmen. Sie beschreibt, dass es oft zu einem „Clash der Kulturen“ kommt, wenn agile und traditionelle Arbeitsweisen aufeinandertreffen. Dies erfordert Geduld und Engagement von allen Beteiligten.
Die menschliche Komponente spielt eine zentrale Rolle. Flexibilität und die Bereitschaft zur Veränderung sind dabei essentiell, um die agilen Prinzipien erfolgreich umzusetzen. Die Umstellung fordert alle Mitarbeitenden heraus, sich auf neue Arbeitsweisen einzulassen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen.
Fazit
Agile Methoden und Leadership sind nicht nur aktuelle Trends, sondern können Unternehmen nachhaltig transformieren. Pia Burkarth hat uns eindrucksvoll gezeigt, wie sie diese Ansätze im Finance-Bereich erfolgreich umsetzt. Ihre Begeisterung für Agilität und ihre innovative Herangehensweise an Leadership, die Empowerment und Coaching in den Vordergrund stellt, sind inspirierend.
Durch das Cynefin-Modell kann sie flexibel entscheiden, welche Methode für welche Aufgabe am besten geeignet ist, und dabei die Balance zwischen traditionellen und agilen Prozessen halten. Ihre positive Haltung und die Betonung auf regelmäßiges Feedback und Reflexion fördern ein kooperatives Arbeitsklima, das Wachstum und Entwicklung ermöglicht.
Die Transformation bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich, insbesondere im Finance-Bereich, der traditionell auf Stabilität und Sicherheit ausgerichtet ist. Pia hat die Notwendigkeit erkannt, ein agiles Mindset zu etablieren und alle Mitarbeitenden auf diesem Weg mitzunehmen. Geduld und Engagement sind dabei unerlässlich.
Die abschließenden Tipps für eine erfolgreiche agile Transformation:
- Zeit nehmen: Die agile Transformation ist ein Kulturwandel und benötigt Zeit.
- Transition-Team: Ein kleines Team hilft dabei, den Wandel von innen heraus zu gestalten.
- Mensch im Mittelpunkt: Jeder Einzelne muss mit an Bord sein, damit die Transformation gelingt.
- Pilotprojekte: Schaffe Momentum durch kleine, erfolgreiche Pilotprojekte.
Zum Abschluss möchte ich mich herzlich bei Pia Burkarth für das aufschlussreiche Interview bedanken. Ihre Einblicke und Erfahrungen bieten sehr wertvolle Impulse für alle, die sich mit agilen Methoden und moderner Führung auseinandersetzen.
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